Ein Stück konservierte Zeit
52 Bilder der Mosbacher Malerin Ingrid Pfeffer werden derzeit im Landratsamt ausgestellt.
Mosbach. In ein „Paradies der Farben“ hat sich das Landratsamt in der Adventszeit verwandelt. Den Titel eines der Bilder von Ingrid Pfeffer aufgreifend, setzen die meisten der 52 ausgestellten Werke in explosiver Farbigkeit einen Kontrapunkt zum Betongrau, dem Stahl und Glas der Behörde.
Der Titel der Ausstellung indes lautet „En ciertos momentos“, und darin drückt sich zweierlei aus: zum einen die spanische Sprache, die in vielen der Länder gesprochen wird, die Ingrid Pfeffer bereist hat, um von dort „diese gewissen Momente“ mitzunehmen und malerisch umzusetzen. Oft sind es Blumen und Früchte, so lebensprall gemalt, dass es einem Besucher angesichts eines Bildes einer mit Früchten gefüllten Schale entfuhr: „Die scheinen Flamenco zu tanzen.“
Flamenco ist die andere künstlerische Sprache, die an diesem Abend gesprochen wurde. Jan Pascal und Alexander Kilian, die zusammen das Gitarren-Duo „Café del mundo“ bilden, schufen mit ihren virtuosen Instrumentalstücken einen Einstieg zur Vernissage, wie er kaum passender hätte sein können.
Landrat Dr. Achim Brötel ist nach eigenem Bekunden von Pfeffers Werken „von der ersten Begegnung an fasziniert“. Daheim lässt er sich von einem Pfeffer- Bild durch den Alltag begleiten. Er sieht darin „ein Stück konservierte Zeit“. Ingrid Pfeffer sei dem Phänomen des Augenblicks auf der Spur, „von innen heraus inspiriert, intuitiv, emotional“. An eine andere Pfeffer-Ausstellung erinnerte der Landrat, die 2010 anlässlich des ökumenischen Kirchturmfestes in Mosbach dazu führte, dass die Malerin „Bilder im Dialog mit der Bibel“ schuf, zu einem Buch band, das nun – ebenso wie Kunstpostkarten – im Landratsamt zum Kauf ausliegt. „Die Hälfte des Erlöses“, ließ Brötel wissen, „kommt der Flüchtlingsarbeit zugute.“
Der Respekt, den Stefanie Sauerhöfer vor Pfeffers Arbeiten bekundete, nahm in ihrer Einführung zur Ausstellung eine herzliche Form an. Auf einzelne Gemälde ging die Kunsthistorikerin ein, wie etwa das Bild einer gefliesten Bank in Portugal in einer ebenfalls mit Azulejos geschmückten Nische. Der Gegensatz von verfallenen und heilen Elementen mache den maroden Charme aus. Dass im Leben nicht immer alles glatt verlaufe, so eine Lesart der Laudatorin, vermittle die Künstlerin auch damit, dass sie mit Materialien wie Sand, Muschelkalk oder Lack schaffe.Und sie bewundert an ihr, dass die Malerin den weniger schönen Momenten des Lebens mit wilder Entschlossenheit entgegentrete: „Weil sie Bilder voller Schönheit malt.“
Info: Die Ausstellung ist noch bis 29. Januar im Landratsamt zu sehen.
Rhein-Neckar-Zeitung, 03.12.2015. Von Ursula Brinkmann.
Alle Bilder: Martin Herrmann